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Ein weiterer Mythos: das Jus Primae Noctis oder das Droit Du Cuissage (Droit Du Seigneur)

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Abstract

Wir haben diese Studie mit einer kritischen Lektüre des Mythos über die mittelalterlichen Vorstellungen von der flachen Form der Erde begonnen. Es gibt ja einige Leute, die auch heute noch davon überzeugt sind, dass die Gelehrten bis zur Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Jahre 1492 davon ausgingen, dass die Erde eine flache Scheibe sei.1 Anschließend habe ich mich mit dem Mythos des Keuschheitsgürtels befasst, und ich glaube, zeigen zu können, wie sehr die Vorstellung über diese angeblich mittelalterliche Erfindung zum Schutz der Keuschheit einer Ehefrau während der Abwesenheit ihres Mannes auch in die Welt der Mythen gehört, die vor allem im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert entstanden und kolportiert wurden. Zum Abschluss dieser Studie schlage ich vor, einen dritten, sehr modischen Mythos zu betrachten, der ebenfalls eng mit Liebe, Ehe, Sexualität und Macht im Mittelalter verbunden ist: das Privileg des Herrn, sich der Jungfräulichkeit der frisch vermählten Braut zu bemächtigen, das heißt, in der ersten Nacht nach Abschluss der Hochzeitsrituale mit ihr zu schlafen. William Chester Jordan definiert diesen Mythos folgendermaßen: „(Alle modernen Autoren historischer Fiktion stellen sich ein Mittelalter vor, in dem die Herren ein besonderes Recht hatten, das ihnen als Herren innewohnte, daher der Ausdruck ‚droit du seigneur‘, der wörtlich nichts anderes bedeutet als ‚das Recht des Herrn‘. Anschaulicher und dasselbe vermeintliche Recht beschreibend ist der lateinische Ausdruck ius primae noctice, oder ‚Recht der ersten Nacht.‘ „2

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