Hunde werden als Mitglieder der Familie Canidae und der Ordnung Carnivora klassifiziert, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass sie sich wie Fleischfresser verhalten, ihre Anatomie oder ihre Futtervorlieben.
Urteilen Sie selbst
Einige Tiere sehen vielleicht wie Fleischfresser aus oder verhalten sich wie Fleischfresser. Aber sind sie wirklich echte Fleischfresser? Seien Sie der Richter.
- Wölfe greifen pflanzenfressende Tiere an, aber eines der ersten Teile, die sie verzehren, ist der Mageninhalt und die Eingeweide dieser Tiere.1
- Koyoten fressen eine Vielzahl von Nahrungsmitteln, darunter kleine Säugetiere, Amphibien, Vögel, Früchte und pflanzenfressende Exkremente.
- Pandabären gehören ebenfalls zur Ordnung Carnivora, sind aber Pflanzenfresser, die hauptsächlich Bambusblätter verzehren.
Der Härtetest
Stichpunkte
- Der Begriff „Gelegenheitsfresser“ beschreibt vielleicht am besten den natürlichen Wunsch des Hundes, alles zu fressen, was verfügbar ist – sowohl Pflanzen als auch Tiere.
Strenge oder echte Fleischfresser, wie z. B. Katzen, haben einen höheren Nährstoffbedarf an Taurin (eine Aminosäure), Arachidonsäure (eine Fettsäure) und bestimmten Vitaminen (Niacin, Pyridoxin, Vitamin A), die in tierischen Protein- und Fettquellen leicht verfügbar sind.
Omnivoren, wie Hunde und Menschen, haben keinen erhöhten Bedarf an Taurin und bestimmten Vitaminen und können Arachidonsäure aus pflanzlichen Ölen selbst herstellen.
Omnivoren-Qualitäten
Es gibt noch weitere Ernährungs-, Verhaltens- und physische Faktoren, die Omnivoren und Carnivoren voneinander trennen:
- Hunde haben Zähne (Backenzähne) mit relativ flachen Oberflächen, die dafür ausgelegt sind, sowohl Knochen als auch faseriges Pflanzenmaterial zu zerkleinern.
- Hunde können fast 100 % der Kohlenhydrate, die sie aufnehmen, verdauen.2
- Hunde haben einen Dünndarm, der etwa 23 Prozent des gesamten Magen-Darm-Volumens einnimmt, was mit anderen Allesfressern übereinstimmt; der Dünndarm von Katzen nimmt nur 15 Prozent ein.3,4
- Hunde können Vitamin A aus Betacarotin bilden, das in Pflanzen vorkommt.
Verwirrung in der Schlussfolgerung
Einige Leute sind zu der irrtümlichen Schlussfolgerung gekommen, dass Hunde Fleischfresser sein müssen, weil sie unter die Ordnung Carnivora fallen. Ein genauer Blick auf die Anatomie, das Verhalten und die Fütterungspräferenzen von Hunden zeigt, dass sie eigentlich Allesfresser sind – in der Lage, sowohl tierische als auch pflanzliche Lebensmittel zu fressen und gesund zu bleiben.
1 Lewis L, Morris M, Hand M. Small Animal Clinical Nutrition, Ed. 4. Topeka, KS, Mark Morris Institute, 2000;294-303,216-219.
2 Walker J, Harmon D, Gross K, Collings G. Evaluation of nutrient utilization in the canine using the ileal cannulation technique. J Nutr. 1994; 124:2672S-2676S.
3 Morris JG, Rogers QR. Comparative aspects of nutrition and metabolism of dogs and cats, in: Nutrition of the dog and cat, eds. Burger IH, Rivers JPW, Cambridge, UK, Cambridge University Press, 1989;35-66.
4 Ruckebusch Y, Phaneuf L-Ph, Dunlop R. Feeding behavior in: Physiology of small and large animals, B.C. Decker, Inc. Philadelphia, PA, 1991;209-219.