Hintergrund: Alkohol- und Drogenmissbrauch ist unter Künstlern und Popmusikern häufig. Viele von ihnen hoffen, dass Alkohol und Drogen ihre Kreativität steigern. Wissenschaftliche Studien sind rar und die Schlussfolgerungen aus methodischen Gründen begrenzt. Zudem lässt sich außergewöhnliche Kreativität kaum mit empirisch-statistischen Methoden erfassen. Daher sind ideographische Studien notwendig, um von außergewöhnlich kreativen Personen etwas über den Zusammenhang von Kreativität mit Alkohol und Drogen zu erfahren. Die Pop-Ikone Jim Morrison kann als exemplarischer Fall dienen, um die Wechselbeziehung zwischen Alkohol- und Drogenmissbrauch und Kreativität zu untersuchen.
Methoden: Morrisons Selbsteinschätzungen in seinen Werken und Briefen sowie die Beschreibungen anderer werden unter der Perspektive der Kreativitätsforschung analysiert.
Ergebnisse: In den Texten von Jim Morrison und in biografischen Beschreibungen wird deutlich, wie Jim Morrison versuchte, traumatische Ereignisse, depressive Stimmungen und unkontrollierte Impulse durch kreative Aktivitäten zu bewältigen. Sein Talent, seine Fähigkeiten und seine Motivation, kreativ zu schreiben, waren unabhängig von der Einnahme von Alkohol und Drogen. Er benutzte Alkohol und Drogen, um restriktive soziale Normen zu überschreiten, seine Wahrnehmungen zu erweitern und sein Streben nach Selbstverwirklichung zu verstärken. Kurz gesagt, seine Motivation, etwas Neues und Authentisches zu schaffen, wurde durch Alkohol und Drogen verstärkt. Noch wichtiger war der Einfluss einer unterstützenden Gruppe, die es Morrisons Talenten ermöglichte, sich zu entfalten. Doch schon bald schwächte der häufige Konsum von hohen Dosen Alkohol und Drogen seine Fähigkeit, die kreative Motivation zu verwirklichen.
Schlussfolgerungen: Jim Morrison ist ein exemplarischer Fall, der zeigt, dass starker Alkoholkonsum und der Missbrauch von LSD, Meskalin und Amphetaminen die Fähigkeit, kreative Motivation zu realisieren, schädigt. Jim Morrison ist typisch für kreative Persönlichkeiten wie Amy Winehouse, Janis Joplin, Brian Jones und Jimmy Hendrix, die ihre Kreativität im frühen Erwachsenenalter durch Alkohol und Drogen verbrennen. Wir vermuten, dass das Opferritual ihres Verfalls einige Vorteile für die begeisterten Zuschauer bietet. Einer davon ist die Illusion, dass Alkohol und Drogen zu Authentizität und Kreativität führen können.